Alles bleibt anders - Bernau ein Jahr nach der Abwahl des Alt-Bürgermeisters Hubert Handke

31.03.2015, 16:51 Uhr

In diesen Tagen jährt sich zum ersten Mal einer der denkwürdigsten Tage in der jüngeren Bernauer Stadtgeschichte. Was viele vor einem Jahr für einen schlechten Aprilscherz hielten, ist jetzt gut 12 Monate oder in der neuen Bernauer Zeitzählung mehr als 50 Dienstagsdemonstrationen her, die Abwahl von Alt-Bürgermeister Hubert Handke.

Mehr als zwei Jahrzehnte war Hubert Handke nicht nur Bürgermeister unserer Stadt, er war ihr erster Diener. Handke wurde dafür von vielen Bernauerinnen und Bernauern nicht nur respektiert, sondern gemocht, was für einen Politiker nicht selbstverständlich ist. Weit über die Grenzen des Barnims hinaus wurde er als Bürgermeister und für seine Arbeit geschätzt. Zurecht. Bernau hat sich in den Jahren seit der deutschen Einheit vom grauen Entlein zum strahlend weißen und stolzen Schwan gewandelt. Diese Entwicklung verlief nicht immer gradlinig und auch nicht immer in dem Tempo, das sich mancher gewünscht haben mag. Eines ist aber sicher, es war eine nachhaltige und von einer Idee geleitete Entwicklung. Bernau liebens- und lebenswert zu gestalten, darum ging es Hubert Handke immer.

Dabei war der Alt-Bürgermeister stets um breite Unterstützung und Akzeptanz der Bernauer Bevölkerung und der kommunalpolitischen Partner des demokratischen Spektrums in Bernau, im Barnim und in Brandenburg bemüht. Nicht jeder konnte oder wollte diesem Weg über die Jahre folgen. Manch einer ging seinen eigenen Weg, rückblickend selten zum Vorteil der Stadt. Häufig unabhängig und ach so frei in der Ablehnung gegenüber dem Alt-Bürgermeister. Doch all das konnte Handke nicht von seinem Weg abbringen, hat sein Engagement für Bernau nicht schmälern können und auch das Gesamtbild bei den Bernauern über viele Jahre nicht trüben können. Zwei erfolgreiche Wiederwahlen – zuletzt mit über 50 Prozent im ersten Wahlgang – sprechen für sich. Nicht nur daran werden sich alle Nachfolger messen lassen müssen.

Ein l(i)ebenswertes Bernau

"Das Heute im Blick und das Morgen im Sinn" und damit auch den Kindern und Enkeln eine Basis für ihr Leben und Handeln zu schaffen – das war für Hubert Handke immer der Leitgedanke bei der Gestaltung Bernaus, auch bei der behutsamen und wirtschaftlich eindrucksvollen Entwicklung der städtischen Gesellschaften, wie den Stadtwerken, der GGAB und der Wobau. Kurz gesagt, Bernau hat zwar kein Spaßbad, dafür wird es wirtschaftlich so schnell aber auch nicht baden gehen.

Sanierte Schulen und neue Kindergärten, gepflegte Parks und Gärten in der Stadt, Sportplätze und Hallen, die unseren Kindern und uns Heimat seien können. Eine funktionierende Infrastruktur, gefördertes bürgerschaftliches Engagement, ein buntes Kultur- und Vereinsleben – all das sind Dinge, welche die Bernauer heute wie selbstverständlich erleben, die aber auch Früchte einer guten Arbeit an der Spitze des Rathauses sind. Ein grundsolides Wachstum bei der städtebaulichen Gestaltung, keine überzogenen Experimente bei der wirtschaftlichen Entwicklung und manchmal auch eine fast an Eigenwilligkeit grenzende Beharrlichkeit waren die Grundlage dafür, dass Bernau im Jahr 2015 so gut da steht, wie nie zuvor.

Ausgeglichene Haushalte, Rückzahlung der Altschulden neuer Ortsteile und die Bildung einer Rücklage im zweistelligen Millionenbereich sind Ausdruck einer soliden Finanz- und Haushaltspolitik des Alt-Bürgermeisters. Eine gute Grundlage für kommende Generationen. Heute und auch morgen die Ernte dieser Saat einzufahren, ist ein leichtes für jeden neuen Bürgermeister.  

Alles bleibt anders – Außer Spesen nichts gewesen

Nun mag man sich fragen, warum es bei dieser Bilanz eines neuen Bürgermeisters bedurfte? Diese Frage klar zu beantworten, wird niemandem gelingen. Selbst wer dies logisch und rational ernsthaft versucht, dem bleibt die Antwort verborgen. Vor allem sind all die linken, rechten, alten, neuen und immer wieder ihre Unabhängigkeit betonenden Akteure – die Initiatoren der Abwahl – diese Antwort schuldig geblieben.

Der ewige Wahlkampf des letzten Jahres und der immer fortwährende Streit über die Lösung des Altanschließerproblems haben die Stadt und die Parteien nicht nur viele zehntausende von Euro gekostet, es hat Bernau gelähmt und die gelebte parteien- und fraktionsübergreifende Zusammenarbeit in Sachthemen, für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die Stadt das Beste zu finden, viel zu oft unmöglich gemacht. Aber auch Freunde, Nachbarn und Kollegen, ganze Familien wurden vor eine Zerreißprobe gestellt, sind sie Dafür oder sind sie Dagegen. Bernau wurde gespalten, der soziale Frieden auf Kosten des politischen Machtgerangels beerdigt.

Bei sachlich-nüchterner Betrachtung hat die Abwahl Handkes keines der von den Befürwortern und Initiatoren dargestellten Probleme gelöst. Die politische und persönliche Genugtuung, in alttestamentarischer Weise, hatte lediglich ein Ziel: Menschen wurden um ihr Lebenswerk und die Bernauer um ihren ersten Diener betrogen.

Am Ende des Weges mussten auch die letzten Dienstags-Demonstranten erkennen, dass bei der Weggabelung der linke Weg auf eine Kreisbahn führte. Das berühmte „stahlsche Abschmelzungsmodell“ im Wahlkampf geboren und keinen Sommer alt. Allerseits bekannt, dass es rechtlich nicht umsetzbar ist, wurden die Bernauer dennoch damit gelockt und letztendlich enttäuscht. Das „neue Finanzierungsmodell“, wie es in Panketal praktiziert wird, stand schon vor Jahren zur Auswahl, war aber nie gewollt. Jetzt ist es beschlossen und ändert doch nichts an der Situation der Altanschließer und in der Stadt.

Kurzum, alles bleibt anders – außer Spesen nichts gewesen. Die Probleme sind ungelöst, der soziale Frieden nicht wiederhergestellt, Bernau rollt als politischer Spielball weiter hin und her. Die Stadtverordnetenversammlung wurde zum Experimentierfeld für kommunalaufsichtsrechtliche Beanstandungen – die Rechtmäßigkeit des Handelns der politischen Opportunität Untertan gemacht.

Eines steht fest – Bernau wäre zwar mit Hubert Handke, wie auch Andrè Stahl, die Altanschließerbeiträge nicht losgeworden, allerdings hätte es keine Beanstandungen der Kommunalaufsicht, keine unzulässigen Bürgerbegehren, keine vertagten Haushalte und Stadtverordnetenversammlungen, keine politischen Machtspielchen und keine parteipolitische Stadtpolitik zu Lasten der Bernauerinnen und Bernauer gegeben. Hubert Handke hat als Bürgermeister immer überparteilich unter dem Motto „Suche der Stadt Bestes“ gehandelt. Über seiner Bürotür im Rathaus stand „Lass Dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ geschrieben. Vielleicht werden wir oder unsere Kinder erst morgen erkennen, dass Hubert Handke dieser liebenswerten Stadt und ihren Menschen so viel Gutes gegeben hat. Seine erfolgreiche Arbeit der letzten 22 Jahre ist heute unsere Heimat.

Danke, Hubert Handke!

aktualisiert von Administrator, 31.03.2015, 17:16 Uhr